Deine Garantie für einen Burnout: Wenn Du allen gefallen willst. Teil 2

Wie du aus dem Dasein als People Pleaser erfolgreich aussteigst: Hier geht es zu Teil 1

Grenzen sich selbst zugestehen

Das, was dann hilft, ist sich als allererstes seiner eigenen Grenzen bewusst zu werden. Erstmal nur bewusst werden. Schon schwierig genug! Da kommen gefühlt 1000 Glaubenssätze hoch, die verhindern wollen, dass man überhaupt Leistungs-Grenzen hat. Der eigene Körper, die Seele, der Geist haben Grenzen der Leistungsfähigkeit. Gerade auf die aus dem Pleasen entstandene Leistungsfähigkeit ist man besonders stolz. Überhaupt ist es einfacher, schnell noch x oder y zu erledigen, als sich selbst gegenüber einzugestehen, es ist genug. Und zwar zu einem Zeitpunkt, wo man nur ein bisschen müde ist. Nicht etwa, wenn Du komplett auf den Felgen läuft. (Ach, aber eigentlich könntest Du noch ganz schnell… Du kannst das so00 gut. Und ich habe doch gerade Problem x, und Du weißt doch, wie schwer es mir dann fällt… Plinker, Plinker…)

Das heißt: die Grenzen mental sich selbst zugestehen, zu allererst, wenn kein anderer da ist, der einem gleich die Grenzen ausreden will.

Grenzen durchsetzen - klein beginnen - Üben, üben, üben

Dann kommt die nächste große Herausforderung: Grenze durchsetzen beim anderen. Am Anfang ganz, ganz klein üben.

Z.B. sehr freundlich formulieren: “Ich fühle mich unwohl. Du rufst häufiger an. Bitte rufe nur einmal am Tag an. Dann kann ich konzentrierter arbeiten.” Nicht einknicken! Naja, so schlimm ist es doch nicht. Dann telefoniere ich halt drei Mal am Tag mit ihr/ihm… (Diese Situation habe ich tatsächlich mal im Büro erlebt. Ein früherer Kollege flötete drei bis vier Mal am Tag ins Telefon seiner Parnterin Mut zu. Das hat er auch für die Sekretärin gemacht, die wegen schlechter Laune sich nicht arbeitsfähig fühlte oder für Kunden, die sich allein gelassen gefühlt haben für irgendetwas, wofür der Kollege sicher nichts konnte…) Bei Dir sind es bestimmt andere Dienstleistungen, die Du so eben mal für andere mitmachst. Was davon willst Du? Und was sicher nicht?

Vielleicht sind es nicht Anrufe sondern die ewigen Überstunden für anderen, noch schnell Einkaufen für die Freundin nach dem langen Bürotag oder die sonntäglichen Besuche bei der gelangweilten Mutter. Nimm eine Kleinigkeit, mit der Du üben kannst.

Bei den eigenen Bedürfnissen bleiben

Dabei immer bei sich und den eigenen Bedürfnissen bleiben, nie dem anderen erklären: z.B.immer rufst Du so oft an, immer muss ich für dich einkaufen, immer muss ich den Müll runterbringen… Dein Gegenüber geht auf die Barrikaden, so sicher wie das Amen in der Kirche, egal, wie berechtigt Dein Bedürfnis ist.

Erwarte bitte nicht, dass Dein Gegenüber Deine Grenze mag. Und sei sie noch so klein. Ganz sicher nicht. Denn Dein Gegenüber hat was anderes bei Dir gebucht. Er oder sie hat ein konkretes Bild von Dir, dass du jahrelang bestätigt hast. Jetzt bekommt er oder sie plötzlich ein Stoppschild vor die Nase und sei es noch so klein. Das findet Dein Gegenüber im Zweifel sogar unfair.

Dann schön auf Kurs bleiben. Ich brauche x, bitte tue dafür y. Danke! Noch nicht eingehalten? Wiederholen: Bitte tue x, ich brauche y. Denke an die Schallplatte mit Sprung. Das ist dann Deine Aufgabe. Durchhalten, bis es ankommt und nicht einknicken.

Dann größere Grenzen durchsetzen

Wenn man kleine Dinge gut hinbekommt, dann geht es im Grunde erstmal wieder zurück in die innere Arbeit. Am besten mit einen Coach oder Therapeut zusammen, dann hat man einen Sparringpartner zum Üben, der keine eigene Agenda dabei hat.

Frage Dich und sei ehrlich zu Dir: Was brauche ich noch, was will ich nicht mehr leisten für den anderen? Es geht nicht um Schuldzuweisungen (Egal in welcher Formulierung: immer nutzt mich x aus, immer lasse ich mich von y so ausnutzen…) die bringen überhaupt rein gar nichts.

Jetzt kommt der Moment sich zu fragen: Welche Situationen früher in meinem Leben hat dieses Verhalten bei mir eintrainiert? - Meist über viele Jahre, also pleasen kann man in der Regel sehr gut, Grenzen setzen nicht. Und

  • Das Ich, den jüngeren Menschen, der Du einmal warst, von damals in den Arm nehmen.
  • Zeige ihm oder ihr: Heute droht kein Beziehungsabbruch. Die wenigsten gehen, wenn man ihnen sagt, dass man etwas gerade nicht mehr möchte. Und wenn doch, dann ist das nicht mehr lebensbedrohlich wie früher als Kind. Als Erwachsener kann man auch als single überleben… Dein jüngeres Ich, das so gut weiß, wie das geht mit dem Pleasen, hat das wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt, dass du viel älter und erfahrener bist (das hängt mit unseren neuronalen Verknüpfungen zusammen, nicht alle neuronalen Verknüpfungen aktualisieren sich mit dem zunehmenden Alter.

Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Ich war so gut aufs Pleasen gepolt, dass ich noch nicht mal gemerkt habe, es sehr vielen Menschen recht machen zu wollen (ganz sicher nicht allen, aber doch zu vielen, um meinem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen). Und mein Selbstbild, dass ich einfach leistungsfähiger bin und daher schneller und effizienter als andere, abarbeiten kann, hat mich lange davon abgehalten, diesen Punkt anzugehen.

Von nix kommt nix

Es ist harte Arbeit doch die lohnt sich. Wahrscheinlich werden Dich Kollegen, Klienten, Kunden etc. sogar wesentlich mehr schätzen, wenn Du klare, vorhersehbare Grenzen aufzeigst.

Wenn Dein jetziger Partner/Partnerin/Kunde etc. am Ende nicht mehr mitmachen will, weil er oder sie das Spiel des gepleased werden, weiter spielen will? Die neuen Spielregeln zu aktzeptieren ist für das Gegenüber nicht einfach. Er oder sie darf und muss selbst entscheiden, welche Beziehungsspiele er oder sie spielen will. Offenheit und Geduld sind die Steigbügel, die es Deinem Gegenüber einfacher machen.

In jedem Fall: Du hast so viel gelernt. Eine neue softskill, die Du den Rest Deines Lebens nach eigenem Gusto verfeinern kannst. Sie steht Dir immer und überall zur Verfügung.

Einer der vielen kleinen, stabilen Meilenstein aus dem Burnout heraus. Herzlichen Glückwunsch. Gratuliere Dir selbst. Erfolge wollen gefeiert werden. Und noch etwas: Deine trainierten Superpowers, schneller und effizienter zu arbeiten; Die Bedürfnisse anderer fast wie im Schlaf erkennen können; Die bleiben Dir erhalten. Statt als Autopilot in den Burnout kannst Du Deine Fähigkeiten nun bewusst für Dich und andere einsetzen.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen damit helfen. Und viel Kraft für Deine Situation… Hinterlasse unten einen Kommentar, wenn Du magst. Vielleicht magst Du diesen Blogbeitrag als Deinen Coach benutzen. Komm nach dem Üben wieder und schreibe Deine Erfolge unten in die Kommentarleiste.

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