Erprobte Wege aus Erschöpfung. Mit dem Inneren Kind.
Burnout - Was genau macht Dauer-Stress mit dem Körper?
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Kennst Du dieses Phänomen? Du findest die Autoschlüssel nicht, die Du gerade noch in der Hand hattest? Du bekommst den Einleitungssatz für die Präsentation nicht mehr formuliert, obwohl Du in fünf Minuten loslegen willst? Im Gespräch mit der Projektleiterin sind einzelne Worte oder Namen einfach wie weggeblasen aus dem Gedächtnis? Der Hinweis der Partnerin, unterwegs an Klopapier zu denken, bringt das Fass zum Überlaufen. Tatsächlich Klopapier kaufen hat man da schon lange vergessen. Vieles, zum Teil Rudimentäres, will nicht mehr nebenbei funktionieren.
Habe ich zu viel Stress, fühlt es sich bei mir inzwischen so an, als ob mein Hirn nur noch Blasen schlägt. Kein sonderlich intelligenter Zustand. Ich habe mich schon dabei erwischt, im Bad auf die Badutensilien zu starren. Beim besten Willen fiel mir nicht mehr ein, warum ich da stand und starrte … Minutenlang … Ach ja, Zähne putzen.
Wie kommt es zu diesen Aussetzern? Bis hin zu, dass man im Burnout landet und weitestgehend außer Gefecht gesetzt ist?
Unser Steinzeitgehirn, der Körper und wie es bei Stress reagiert
Gehen wir, sagen wir 100.000 Jahre, in der Geschichte zurück - die genaue Zahl ist nicht so relevant. Mit Jagen und Sammeln verbrachten unsere Vorfahren eine sehr lange Zeit.
Nun springt ein Raubtier springt aus dem Busch, größer/schneller als wir selbst.
Was passiert?
Das Hirn flutet zusammen mit Den Nebennieren den Körper mit Adrenalin- und Cortisol und anderen Stresshormonen. Die Wirkung: Der gesamte Körper wird in Säure gebadet. Dadurch erhalten Die Muskeln kurzfristig mehr Spannkraft, um zu fliehen oder zu kämpfen. Bis hin zu Vorkommnissen, dass es schon Mütter gegeben haben soll, die ihre Kinder nach einem Autounfall eingeklemmt unter Autos vorgeholt haben sollen.
Der Körper geht in Kampf-oder-Flucht-Modus über. Jetzt brauchte unser Vorfahre jedes Fünkchen Leistungsfähigkeit für die Gefahr vor der Nase: dem Raubtier.
Der Körper zieht die Durchblutung beim gesamten Verdauungstrakt ab. Der Magen setzt einen Schwall Säure frei. Dadurch wird die Verdauung sofort lahmgelegt. Das letzte Mahl ist einfach nicht wichtig.
Müdigkeit wird unterdrückt.
Außerdem setzt der Körper die Säuren in der Haut frei. Mit der Säure wird das Blut eingedickt, damit unser Vorfahre zum einen nicht so gut schmeckt und zum anderen nicht sofort ausblutet, falls das Raubtier einen Habs von ihm erwischt. Entstehende Wunden waren frisch und blutend. Also braucht unser Vorfahr während des Angriffs kein Immunsystem. Die Funktion des Immunsystems spart sich der Körper daher während des Kampf-oder-Flucht-Modus.
Darüber hinaus verengt sich das Sichtfeld sofort, als hätte unser Vorfahr schon gewusst, was Scheuklappen sind. Somit richtet er komplett seinen Fokus auf die unmittelbare Gefahr. Sich einen Überblick verschaffen? Steht gerade nicht an.
Die Blase bekommt den Impuls, sich zu entleeren. Wenn richtig Angst aufkommt, auch der Darm. Dann riecht unser Vorfahre noch weniger lecker, mehr nach Aas für das Raubtier. Außerdem muss der Körper keine Energie fürs Festhalten dieser netten Rückstände aufwenden und hat mehr Energie für gerade wichtigere Muskeln.
Der Neokortex wird nicht mehr angesteuert - unser Vorfahr arbeitet mit seinem Reptilienhirn: so kann er reflexartig reagieren. Nachdenken, wie groß denn das Tier vor ihm ist, und ob es eine gute Idee wäre, die Punkte auf dem Fell zu zählen? Davor bewahrt ihn der Aufbau des Gehirns. Der Großhirnrechner wird einfach runtergefahren, sodass die Reflexe der Vorfahren voll durchgreifen.
Wen das interessiert: Im Energiekörper zieht der Dreifacherwärmer (ein Meridian und Teil des Radiant-Circuit-Systems) aus allen anderen Meridianen (außer dem Herzmeridian) die Energie, um den Kampf-oder-Flucht-Modus Deines Körpers mit Energie zu versorgen.
Der körperliche Schutz unseres Vorfahre stand an allererster Stelle.
Gegen dieses Reaktionsmuster kannst Du auch heute nicht gegen andenken. Insofern kannst Du in stressigen Situation nicht sinnvoll denken. Der Autoschlüssel bleibt verschwunden, die Brille in der Hand ist nicht auffindbar. Wenn das eigene Kind das 25. Mal in der Minute Mama oder Papa gerufen hat, dann ist das nicht mehr niedlich (was es tatsächlich ist), es lässt Dich nur noch schreien.
Heutige Stressauslöser und ihre Wirkung
Leider nimmt der Körper und unser Energiesystem (Meridiane etc.) viel mehr als Angriff wahr, als tatsächlich Säbelzahntiger vorbeikommen. Manchmal brauchen wir diese Art von Reaktionsfähigkeit noch. Wenn ein Auto unvorhergesehen auf Dich zukommt. Instinktiv wegspringen oder Bremsen wie blöd ohne nachzudenken ist dann die beste Lösung.
Unser Leben hat sich viel schneller verändert als unsere Physiologie. Unser Alltag bombardiert uns förmlich mit Stressauslösern, die nichts mit Überleben zu tun haben, jedoch so im Gehirn wahrgenommen werden: Die Email, dass der Chef bis zum Mittag das Dossier fertig haben will. Die Bilder der Nachrichten über Bombenangriffe. Die Zahlen zu den Corona-Infektionen. Die Arbeitsverdichtung. Der Brief über den Zahlungsverzug. Die Enge des täglichen Berufsverkehrs. Die x. Überstunde. Die Angst vor Arbeitslosigkeit. Der Trotzanfall unseres Nachwuchses an der Supermarktkasse …
Das Ergebnis - Der Körper steht unter Dauerstress.
Wir können lernen, mit Stressauslösern sinnvoller umzugehen. Denn einen Vortrag zu halten, während man aufs Klo besuchen müsste plus Schweißausbrüche und vor dem Publikum wegrennen wollen ist keine Hilfe. So hält niemand einen großartigen Vortrag. Man fühlt sich nur völlig ausgelaugt hinterher.
Unsere in diesen Breitengraden üblichen Erziehungs- und Ausbildungsmethoden bringen uns nicht weiter. Eher im Gegenteil, vieles macht es schlimmer, wie etwa LehrerInnen bauen sich vor den Tischen der SchülerInnen auf, die dort viel niedriger sitzen und schnauzen sie an. Hat die Wirkung, als ob ein Raubtier vor ihnen stünde. Stundenlanges Sitzen im Unterricht. Dann stauen sich die Stresshormone im Körper der Kinder und Jugendlichen.
Wie man das eigene Nervensystem resilienter macht? Na, vielleicht, wenn der Sportlehrer richtig gut wäre und sehr viel Freude in die Bewegung brächte. Oder wenn die Bezugspersonen ihre Kinder konsequent in den Arm nähmen. Liebevoller Hautkontakt macht das Nervensystem von Kinder und später den Erwachsenen resilienter. Bei uns sind hübsche Sätze der (Groß)Eltern wie “Jetzt reiß Dich mal zusammen!” “Ein Indianer kennt kein Schmerz!” “Hab Dich doch nicht so!” leider viel typischer. Die helfen definitv nicht, um das eigene Nervensystem resilienter zu machen, auch wenn sie so gemeint sind.
Die Wirkung von Dauerstress
Das Stresssystem des Körpers ist für kurzzeitiges Hochfahren gedacht. Du kannst dir vermutlich aus der Aufzählung oben ausrechnen, was passiert, wenn man unter dauerhaftem Stress steht. Vermutlich liest Du diesen Blogpost, weil Du die Wirkung am eigenen Körper mehr spürst als Dir lieb ist.
Mit Dauerstress wird dauerhaft der Körper mit Säure gespült:
Bauchfett setzt sich an, Magenbeschwerden, Verdauungsstörungen, Nährstoffmangel, Unfruchtbarkeit, vorzeitiges Altern, Dein Gehirn atrophiert (d.h. es schrumpft!, ja, Dauerstress lässt einen verdummen!), Immunschwäche bis hin zu Krebserkrankungen, Nervosität und Schlaflosigkeit, unkontrollierte Gewichtszunahmen oder -abnahme, Burnout und Depression. Das ist keine abschließende Aufzählung. Viele Ärzte mit Ausrichtung auf die körperlichen Folgen von Stress behaupten inzwischen, dass ca. 90-95% aller Erkrankungen in den Industriestaaten derzeit auf die Wirkung von dauerhaften Stress zurückgehen. Da wäre ich mir nicht so sicher. Dazu demnächst. In jedem Fall hat Dauerstress einen enormen Anteil am Krankenstand.
Wenn Deine täglichen Herausforderungen nicht der Umgang mit Höhlenbären ist sondern der liebevolle Umgang mit Deinem brüllendem Kind an der Supermarktkasse, Termindruck auf Arbeit, täglicher Stauwahnsinn auf der Autobahn, eine Scheidung oder Arbeitsplatzverlust ist, dann ist die Vorfahren-Stress-Reaktion Deines Körpers nicht passend.
Nochmal: Dein Körper meint es gut! Dein Körper ist absolut loyal! Er macht das, was er am besten kann, um Dir zu helfen! Auch wenn Dir seine Stressreaktion im Bereich Leistungsfähigkeit und Leben genießen nicht hilft.
Adrenalin, Cortisol und co. haben bei dauerhaftem Einsatz außerdem die Wirkung von Drogen. D.h. Du wirst auf Deine eigene Stressreaktion süchtig. Irgendwie will man es endlich ein bisschen ruhiger angehen, aber es geht einfach nicht. Die Stressreaktion Deines Körpers führt direkt in die nächste Stressreaktion, sodass viele Menschen 24h am Tag in einer Flucht-oder-Kampf-Situation leben. Ein Teufelskreis entsteht.
Aus ganzheitlicher Sicht: nicht nur Dein Körper wird in der Stressreaktion gebadet, auch Dein Energiekörper wird immer nervöser und mit Säuren überlastet. Deswegen kann es durchaus eine Weile dauern, bis man wieder entsäuert ist, weil man dort eine enorme Menge an Stress und daraus resultierende Säure speichern kann, bevor der Körper in die Knie geht.
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Was kannst Du tun?
Im Grunde alles, was Deinen Körper Entspannung bringt. Du kannst zusammen mit Deinem Körper lernen, wie sinnvolle Reaktionen auf Herausforderungen aussehen. In der Traumatherapie gibt es dazu ein sehr schönes Bild. Im “window of tolerance” bleiben. Der Körper bleibt flexibel und leistungsfähig, ohne in Kampf oder Flucht überzugehen. Nach der vollbrachten Leistung fährt er wieder runter und Du kannst Dich wieder in einem vernünftigen Zeitfenster erholen. Ich weiß, es fühlt sich nicht so an, aber ohne Stressreaktion bist Du tatsächlich leistungsfähiger.
Hier im Blog findest Du viele Ideen. Wenn Du gezielt und schnell aus diesem Teufelskreis aussteigen willst, dann lass Dich persönlich von einem Coach oder Traumatherapeut begleiten.
Hier findest du mein Angebot.