“Den Patienten in die Gesundheit langweilen.”

Das ist ein wunderbarer Spruch aus der Traumatherapie zum Thema Regulation des Nervensystems.

Hund gähnt

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Was ist damit gemeint?

Den Patienten langweilen? Nein, das ist damit nicht gemeint. Vielmehr versteht man darunter: Wenn man als Traumatherapeutin arbeitet, dann ist es die wichtigste Aufgabe, die KlientInnen zu beruhigen. Ohne geht nämlich gar nichts.

Das liegt in unserem Nervensystem begründet. Immer wenn wir unter Stress stehen, schaltet sich unser Kampf- und Fluchtsystem ein. In diesem Modus ist seelische Heilung ausgeschlossen; ein einfacher Urmensch-Mechanismus.

Solange ein Säbelzahntiger oder ähnlich akute Gefahren vor uns standen, fuhr der Körper automatisch Immunsystem, Regeneration oder Bindungsmodus in uns herunter - zugunsten der Muskulatur, Bänder, Sehnen etc., die die gesamte Energie zur Verfügung bekamen. Praktisch, wenn eine echte Flutwelle auf uns zukam, unpraktisch, wenn die Flutwelle heute ein überlaufendes Email-Konto ist, das 365 Tage im Jahr überläuft.

Wirkung von unverarbeiteten Traumata

Das Nervensystem signalisiert statt einer einmaligen Flutwelle Dauergefahr. Unverarbeitete Traumata haben viele Wirkungen auf uns, sowohl psychische wie biologische. Eine biologische ist: das Nervensystem verbleibt unter Dauerspannung.

Im Grunde: Obwohl weder Säbelzahntiger noch sonstige Gefahren aktuell vor uns stehen. Obwohl die verletzenden Ereignisse schon lange in der Vergangenheit liegen, fühlen wir uns häufig getriggert. Damit steckt man in einem Teufelskreis, weil der Körper keinen Raum für seelische Heilung zulässt, solange das Nervensystem unter Hochspannung steht. Seelische Heilung ist aber das, was gebraucht wird, um die seelischen Verletzungen der Vergangenheit zu heilen.

Daher ist die Basis eines heilsamen Raums für KlientInnen in der Traumatherapie Ruhe, Entspannung. Vertrauen ausstrahlen. Auch wenn man gruseliges Zeug von den KlientInnen zu hören bekommt. So, als hätte man unendlich viel Muße und den ganzen Tag Zeit, um den eigenen Körper zu beruhigen.

→ Das ist mit “Den Patienten in die Gesundheit langweilen” gemeint. Allein dadurch, dass man friedlich zuhört und zusammen mit den KlientInnen das Vorhandene bezeugt, kann das Nervensystem des Gegenübers das Signal bekommen: Kein Säbelzahntiger aktuell im Zimmer, Heilung ist jetzt möglich.

Dein Nervensystem regulieren

Von allein hört Dein Nervensystem - zumal bei unserem modernen Lebensstil - nicht auf, nach längst vergangenen, aber unverarbeiteten Erlebnissen bei kleinsten Anlässen zu feuern und damit unter Dauerspannung zu stehen. Die Zeit heilt leider nicht alle Wunden.

Wenn Du Dich viel und häufig von äußeren Umständen getriggert fühlst und es Dir schwer fällt, wieder Deine Mitte zu finden, dann ist ein Zusammenarbeiten mit jemanden beruhigendes - egal, ob als kurzfristiges Innere Kindheilung - Coaching oder langfristige Traumatherapie - hilfreich. Melde Dich bei mir. Schon wenige Sitzungen können hilfreich sein. Dauerhaft in Hochspannung zu leben ist vor allem anstrengend, bringt einen aber meist kaum weiter im Leben.

Selbsthilfetools

Willst Du schon etwas für Dich ohne äußere Hilfe tun? Ganz einfach ist das nicht, weil einem dann ein Gegenüber zum gemeinsam Regulieren des Nervensystems fehlt.

Was helfen kann, ist eine Selbstfürsorge in der Ruhe und in der Bewegung gleichzeitig zu tun. Stille Meditationsformen funktionieren meist nicht so gut, weil das Nervensystem - wie oben beschrieben - in einem Teufelskreis steckt und bei Ruhe ohne jemanden zum Ko-Regulieren möglicherweise eher hochfährt, statt in die Ruhe zu kommen. Dann springt man plötzlich auf und fängt an, wie wild zu staubsaugen oder versinkt in einem Computerspiel, um sich abzulenken. Das ist zwar auch eine Form von Selbstmedikation, aber bringt einen leider nicht wirklich weiter, weil es nur Symptombekämpfung ist.

Sich selbst in die Gesundheit zu langweilen, funktioniert meist nicht gut, weil ein Gegenüber zum Ko-Regulieren des Nervensystems fehlt. Daher wird Menschen mit größeren Belastungen aus der Vergangenheit eher folgendes empfohlen:

  • meditativ Wandern gehen,
  • in Ruhe Bahnen im Schwimmbad oder See ziehen (wenn es da gerade nicht voll ist)
  • Qigong, TaiJi oder Yoga.
  • Wheel of Awareness (dort ist die Struktur der Gedankengänge sehr klar)
  • allgemein möglichst viel in die Natur gehen.

→ Was auch immer Stille und Bewegung vereinigt, kann helfen.

In jedem Falle: Quäl Dich nicht zu lange, wenn es nicht allein klappen will. Dazu ist das Leben zu kurz. Hol Dir Hilfe. Z.B. mit Innerer Kindheilung - Coaching kannst Du Dir 7-Meilenstiefel anziehen.