Wie wirkt Kaffee auf den Körper bei Erschöpfung?

Tasse Kaffee

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Koffein und Erschöpfung

Morgens aufstehen und erstmal eine Tasse Kaffee. Kaffee bringt uns hoch, lässt uns zum Rhythmus der Arbeitsverdichtung springen.

Kaffee ist schließlich gesund!?! Er soll das Risiko für Krebserkrankungen, Parkinson und Alzheimer senken. Sogar positive Effekte im Bereich Herz-Kreislauf werden ihm nachgesagt, nachdem es erst hieß, dass man doch bitte bei Herzinfarkt und Schlaganfall auf Kaffee verzichten solle.

Gut, für Schwangere ist er nicht der Hit, weil Kaffee direkt in die Plazenta übergeht und unser Nachwuchs Koffein nicht abbauen kann.

Allerdings liest Du diesen Text vermutlich nicht, weil Du Alzheimer vorbeugen willst, sondern weil Stress und Erschöpfung Dein Thema sind. Zumindest bei mir kündigte sich ein Burnout u.a. dadurch an, dass unterschwellig mein Kaffee- und Zuckerkonsum stieg.

Mein persönlicher Weg in den Burnout Kaffee und Schokolade

Es war das Jahr 1994. Ich war noch 17 Jahre jung. Bei meinem ersten Burnout stieg der Kaffeekonsum an, ohne dass ich wusste, was das bedeutete. Ich benutzte ganz normalen Zucker, futterte viel Schokolade und trank normalen Aufgusskaffee mit Milch. Und irgendwie kippte ich immer mehr Kaffeepulver in die Kaffeemaschine. Am Anfang war ich bei einer Tafel Schokolade pro Tag. Irgendwann langte ich bei drei Tafeln Nougatschokolade pro Tag an.

Irgendwie den Tag durchstehen… Ich zählte die Schritte in meinem Kopf, um von Zuhause zur S-Bahn, von der S-Bahn zur Schule und zurück zu kommen. An der Kita meiner Brüder vorbei, die ich auf dem Rückweg nach 7-8h Schule mitnehmen musste. Sonst wäre ich vielleicht einfach auf einer Türschwelle sitzengeblieben. Die Angst, nicht mehr hochzukommen, begleitete mich. Also hatte ich immer Zucker in Form von Schokolade dabei. Coffee to go gab es noch nicht so massiv wie heute. Sonst hätte ich vermutlich immer einen Becher Kaffee in der Hand gehabt. Wobei: dann hätte ich vielleicht nicht nach drei erschreckenden Panikattacken die Reißleine gezogen, sondern mir noch ein paar mehr dazu eingehandelt.

Das endete - wie nicht anders zu erwarten - im Burnout. Bei den nächsten zwei Mal jeweils 10 Jahre später merkte ich es direkt am steigenden Kaffeekonsum. Oh shit, das kenne ich doch irgendwoher… Nein, nicht schon wieder… Aufhalten konnte ich es trotzdem nicht, bevor ich richtig erschöpft war.

Kaffee (und Industriezucker) trägt leider dazu bei, dass wir uns die Grube der Erschöpfung immer tiefer graben.

Adenosin

Zunächst ist Koffein ein Nervengift und Droge. Okay, man müsste 100 Tassen Kaffee auf einmal trinken, um auf 10g Coffein zu kommen. Selbst die härtesten Kaffeetrinker schaffen das nicht, sodass es keine tödlichen Unfälle aufgrund von zu viel Kaffee geben dürfte. (Allerdings würde Anthony Williams, Medical Medium wiedersprechen. Seiner Auffassung nach kann Koffein, wenn auch sehr selten, einen tödlichen Herz-Kreislauf-Kollaps auslösen. Jederzeit und in jedem Alter.) Selbst mit potentem Guarana schafft man das eher nicht, dass man sich direkt eine tödliche Überdosis gibt. Guarana gibt sein Koffein über Stunden im Verdauungstrakt frei und nicht auf einen Schlag wie Kaffee. Die Kommilitonen, die Guarana-Trips im Jurastudium ausprobierten und mir davon berichteten, erzählten eher, dass sie vier Tage nicht schlafen konnten. Geile Erfahrung, der Hangover brutal. War so die Zusammenfassung.

Einmal in der Blutbahn angekommen überwindet Koffein die Hirn-Körper-Schranke ohne Zeitverzug. Koffein ist im Gehirn ein Antagonist zu Adenosin. Dieser Stoff signalisiert Dir rechtzeitig Müdigkeit. D.h., wenn Du länger wach und konzentriert bist, dann gehen die Energiereserven in bestimmten Bereichen Deines Gehirns runter. Um eine passende Aufstockung im Gehirn zu garantieren, setzt sich Adenosin an die entsprechenden Rezeptoren im Gehirn. Dadurch erhältst Du die Information: Müde! Iich lege mich mal kurz hin, ich strecke mich mal. Och, ich setze mich kurz in die Sonne. Nur: Koffein ist schneller, besetzt die Rezeptoren. Da es der Antagonist ist, kommt nicht die Meldung Müdigkeit sondern Aktivität bei Dir an. Weswegen wir uns gerne ein Käffchen machen, wenn die Konzentration sinkt. Statt einer Pause! Die Nährstoffe im Gehirn werden mit Kaffee nicht aufgefüllt. Wir fahren weiter auf Reserve.

Normalerweise wäre das nicht weiter dramatisch. ABER: Die Meldung “Müdigkeit” mit Kaffee dauerhaft zu übergehen, wenn man schon erschöpft auf den Felgen fährt, immer weniger Reserven hat, die immer schneller aufgebraucht sind, dann führt das zu…? Na? Trommelwirbel? Bingo! Ein schöner Abwärtstrend in einen Burnout. (Bitte jetzt nicht glauben, dass Kaffee die einzige Ursache für Burnout wäre. Schön wärs. Wäre die Heilstrategie einfach…)

Das Leerlaufen der Nebennieren

Koffein hat noch eine andere Wirkung. Wenn Du einen stressigen Moment erlebst (was auch immer das sein mag. Säbelzahntiger gibt’s nicht mehr. Dafür eine Menge anderes in der modernen Welt.), dann pumpen Deine Nebennieren sofort Stresshormone in Deinen Körper. Koffein wirkt auf Deine Nebenniere, als ob Du ein Raubtier gesehen hättest. D.h., sie glauben, dass Du in Gefahr bist und stellen Dir Stresshormone zur Verfügung. Dein Herzschlag geht hoch, Du wirst wacher, Du wirst sofort aktiver. Nun ist auch das nicht schlimm, wenn Du nicht ohnehin dauergestresst wärst. Und vielleicht sich Dein Kaffeekonsum auch noch stetig erhöht? So wie bei mir.

Wenn Du jetzt den ganzen Tag Kaffee trinkst, versetzt Du Deinen Körper den ganzen Tag in einen Flucht-oder-Kampf-Modus. Mit all den Konsequenzen, die Dauerstress hat. Ich habe mich immer gewundert, warum Kollegen, die man ohne ihre Tasse Kaffee nie zu sehen bekam, mehr muffelten als andere. Puh, was fürn Körpergeruch… Ist Dir das auch aufgefallen? Menschen mit sehr hohem Kaffeegenuss kann man an ihrem Körpergeruch erkennen. Da hilft auch kein Deo mehr. Als ich recherchierte, was Dauerstress mit dem Körper macht, war mir der Zusammenhang klar. Bei Stress erzeugt Dein Körper Körpergeruch, damit Du für das Raubtier, das Dich da gerade angreift, nicht mehr lecker, sondern nach Aas riechst. Tja, und wenn man es mit dem Kaffeegenuss übertreibt, dann hat man diesen Effekt ganz ohne “Raubtier”.

Den Artikel zum Thema Dauerstress und seine Wirkung findest Du hier.

Kaffee trocknet aus

Kaffee hat diesen leichten Harndrang-Effekt. Den kennte jeder. Nein, man pinkelt insgesamt über den Tag nicht mehr aus als ohne Kaffee. Ein bisschen Gewöhnung tritt auch ein. Das führt dazu, dass viele medizinischen Ratgeber behaupten, Kaffee würde nicht dehydrieren. Doch tut er. Eine meiner Yogalehrerin hatte es mal so ausgedrückt: Würdest Du Dein Geschirr mit Kaffee waschen? Nein? Wieso machst Du es dann mit Deinem Körper?

Bei Erschöpfung ist ein gut hydrierter Körper wichtig. Das Wasser in den Zellen brauchen wir, um die Giftstoffe abzutransportieren und das Immunsystem auf Trab zu bringen. Die Blutdicke sinkt, der Sauerstoffgehalt steigt. Nur bekommt man das nicht mit Kaffee hin. Wer aus seiner Erschöpfung aussteigen will, will vielleicht auch darüber nachdenken, wie er seinen Körper unterstützt. Eine Möglichkeit ist für den Körper gut absorbierbares Wasser. Kaffee besteht zwar aus Wasser, nur leider nicht richtig aufnehmbar. Tut mir leid. Ergo, es pinkelt sich schnell wieder aus. Ich wünschte, ich könnte hier was anderes schreiben. Wenn man ein paar Tage Kaffee weglässt und dann beim nächsten Kaffee in sich hinein spürt, merkt man das auch sehr deutlich, dieser austrocknende Effekt.

Stilles Heilwasser aus Glasflaschen, frisch gepresster Obstsaft oder Selleriesaft, Gurke, Kokoswasser, Kaffee. Was passt nicht in die Reihe? Ein Spiel, das meine Tochter liebt. Ja, alles enthält Wasser. Das ist es nicht. Eins davon kann den Körper nicht so wässern, dass dieser sich effektiv erholen kann… Sorry. Ich mag Kaffee auch.

Soweit zum körperlichen Effekt bei Erschöpfung. Hier geht es zum nächsten Beitrag zu den Wirkungen von Koffein.